Was ich lese (und warum)

Drüben bei BUTABU schreibt Sylvia regelmäßig darüber, welche Bücher sie liest, welche Hörbücher sie hört und wie sie dazu gekommen ist. Das hat mich zur Frage geführt, was ich eigentlich lese und warum.

Grob lässt sich mein (erwachsenes) Leseverhalten in drei Phasen einteilen: Allesleser, Sachbuchleser und Fantasyleser. 

Der Allesleser

Früher habe ich alles Mögliche gelesen, was mir unter die Finger gekommen ist. Belletristik, Sachbücher, dicke Wälzer, dünne Büchlein, klassische Literatur, anspruchsvolle Literatur, anspruchslose Literatur, Comics, … und natürlich Fachbücher, aber um die soll es hier nicht gehen. Fachbücher sollte jeder lesen, ständig.

Meine Lieblingsbücher aus dieser Zeit sind (Amazon-Partnerlinks) »Homo Faber«, »Der Herr der Ringe«, »Die Säulen der Erde«, »Fermats letzter Satz«, »Das Parfüm«, »Der Name der Rose«,»Das Hotel New Hampshire« und natürlich alles von Karl May – um nur die Bücher aufzuzählen, an die ich mich erinnere, weil sie in meinem Bücherregal stehen.

Dann fiel mir »Illuminati« in die Hände, und dieses Buch war vorerst das Ende meines belletristischen Interesses. Im Abschnitt »Anmerkungen des Verfassers« zu Beginn des Buches schreibt der Autor Dan Brown:

»Hinweise auf Kunstwerke, Gruften, Tunnel und Bauten in Rom beruhen auf Tatsachen, einschließlich ihrer genauen Lage.«

Ja prima, dachte ich mir, dann lese ich nicht nur einen superspannenden Roman, sondern lerne auch noch etwas über kunst- und stadtgeschichtliche Hintergründe. Mir war klar, dass die Geschichte nahezu grandios erdacht und die meisten Schlussfolgerungen reine Fiktion sind, wenngleich schlüssig und überzeugend, aber wenn der Autor schon explizit schreibt, dass die geografischen Rahmenbedingungen soweit real sind, dann wird das wohl so so sein. Dadurch wurden die geometrischen Zusammenhänge, die der Autor zwischen einzelnen Tatorten konstruiert, noch faszinierender. Leider stimmen viele Sachen dann doch nicht, der Autor hat mich also belogen, ich fühlte mich verarscht und hatten keine Lust mehr auf ausgedachte Geschichten.

Was nun lesen?

Der Sachbuchleser

»Fermats letzter Satz« will ich an dieser Stelle nochmal erwähnen und ausdrücklich empfehlen: Das Buch ist grandios! Fesselnd wie ein Krimi, unterhaltsam und sehr interessant. Davon inspiriert, habe ich mir Sachbücher zu Themen besorgt, für die ich mich schon immer interessiert habe.

Die Biografie von Lawrence von Arabien war etwas zu schwere Kost, Stephen Hawkings »Eine kurze Geschichte der Zeit« dafür zu seicht, allerdings der Anfang meiner Begeisterung für populärwissenschaftliche Bücher zum Thema Astronomie. Herausheben möchte ich dabei »Der Stoff, aus dem der Kosmos ist«, ein hervorragendes Buch über »Raum, Zeit und die Beschaffenheit der Wirklichkeit«. Auch »Big Bang«, in dem Simon Singh, der Autor von »Fermats letzter Satz«, über den Ursprung des Kosmos schreibt, fand ich lesenswert. Von demselben Autor, den ich offenbar schätze, habe ich auch »Geheime Botschaften« gelesen, auch ganz gut, aber mehr nicht.

Leider gab es auch schlechte Bücher: »Die Ordnung der Dinge«, ein Buch über das periodische System der Elemente, von dem ich mir viel versprochen habe, ist furchtbar amerikanisch-oberflächlich, »Verborgene Universen« amerikanisch-geschwätzig. Außerdem muss man aufpassen: Die Welt dreht sich weiter, Sachbücher widersprechen sich, aber welches hat denn nun Recht? Beide aus ihrer Zeit und Perspektive heraus? Vielleicht sogar keines? Jedenfalls konnte ich mir auch hier nicht mehr sicher sein, ob ich nicht Zeit mit Dingen veschwende, die sich jemand vielleicht einfach nur ausgedacht hat, also habe ich mir gedacht: Dann kann ich meine Zeit mit Dingen verschwenden, die sich ganz sicher jemand einfach nur ausgedacht hat.

Der Fantasyleser

Hier bin ich nun angelangt bei den Büchern, deren Autoren gar nicht erst so tun, als ob man sie ernst nehmen müsste. Harry Potter habe ich seit Erscheinen des zweiten Bandes gelesen, sobald das Buch heraus kam, und ich mag die Welt, die die Autorin kreiert hat. Das Schöne bei Fantasy ist, dass die Welt mit nichts Realem abgeglichen werden muss; sie muss lediglich in sich stimmig sein. Das macht Joanne K. Rowling sehr gut.

Noch besser macht es allerdings Walter Moers. Seine fantasie- und humorvollen Zamonien-Bücher »Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär«, »Ensel und Krete«, »Rumo & Die Wunder im Dunkeln«, »Die Stadt der Träumenden Bücher« und »Der Schrecksenmeister« sind Meisterwerke! Voller skurriler Figuren, witzigen Ideen und tollen Illustrationen. In wenigen Tagen erscheint »Das Labyrinth der Träumenden Bücher«, das ich als Nächstes lesen werde.

Als Herr-der-Ringe-Fan habe ich mir die Zeit genommen, den Vorgänger, »Der kleine Hobbit«, zu lesen oder besser gesagt: zu Ende zu lesen, denn zumindest das erste Drittel kam mir so vor, als ob ich es schon mal gelesen hätte. Die Lektüre lohnt sich – die von »Die Kinder Húrins«, einer Geschichte, die Tolkiens Sohn Christopher aus alten Texten zusammenmontiert hat, hingegen eher weniger.

Viel Freude bereitet haben mir die beiden Bücher über die kleine Flavia de Luce, einer elf Jahre alten Halbwaise und begnadeten Hobby-Chemikern, der bei der Herstellung von Giften niemand etwas vormacht – und für deren Anwendung auch schon mal Familienmitglieder herhalten müssen. »Mord im Gurkenbeet« ist klasse, der Nachfolger »Mord ist kein Kinderspiel« nicht viel schlechter. Und auch hier ist ein Nachfolger in Sicht: »Halunken, Tod und Teufel«. Die Bücher sind genau genommen keine Fantasy-Bücher, aber sehr fantasie- und liebevoll geschriebene Krimis mit einer tollen, frechen, kleinen Ermittlerin.

Das letzte Buch, das ich gelesen habe, heißt »Der Name des Windes« und ist kein kitschiger Frauen-Liebesroman, sondern ein 850 Seiten dickes Buch über Kvothe, den größten Magier seiner Zeit. Die Geschichte des armen Jungen, der seine Eltern verloren hat, und seinen Weg an die Universität findet, wo er seine magischen Fähigkeiten verfeinert, erinnert überhaupt nicht an Harry Potter. Das liegt an der Welt und der gänzlich anderen Magie, die Patrick Rothfuss erdacht hat, und an seinem fesselnden Schreibstil. Ein gutes Buch! Und, siehe da, auch hier steht schon der Nachfolger in den Startlöchern: »Die Furcht des Weisen«

Jetzt muss es nur noch anfangen zu regnen. Der Herbst kann kommen.

Ich freue mich übrigens über Tipps und Buchempfehlungen nach dem Motto: Wenn du das gut fandest, dann musst du unbedingt auch das hier lesen. Was meinen Sie, was könnte mir noch gefallen? Was lesen Sie im Moment?

Michael Jendryschik
8 Kommentare
  1. Ploch
    Ploch sagte:

    Also ich persönlich habe erneut das Buch „DIE PÄPSTIN“ gelesen und war begeistert.
    Vielleicht findest du es ja auch interessant auch wenn nicht alles in dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. 😉

    Liebe Grüße,
    Anette

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  2. Nina
    Nina sagte:

    Wenn man Fachbücher nicht aufzählt, bleiben bei mir primär Fantasy- und Science Fiction-Bücher übrig. Das Rothfuss-Buch fand ich auch klasse und warte gespannt auf den Nachfolger.

    Ich lese sehr viel, aber nur die wenigsten Bücher bleiben dauerhaft in meinem Bücherregal. Alle anderen Bücher schenke ich entweder einer Bibliothek oder verkaufe sie wieder bei Rebuy. Bei letzterem bekommt man zwar nicht sonderlich viel Geld, aber der Aufwand hält sich in Grenzen (meine Postabgabestelle ist nur knapp 300m entfernt) und ich habe zumindest etwas davon.

    Leseempfehlungen finde ich immer etwas schwierig, da sich Geschmäcker doch sehr unterscheiden. Dennoch hier mal eine Angabe über Bücher die derzeit in meinem Regal stehen:

    Die gesamte Rad der Zeit-Serie (Wheel of time): Ein riesiger Fantasy-Epos der meiner Meinung nach den Herrn der Ringe in den Schatten stellt.

    Die Hexer-Bücher von Andrzej Sapkowski: Beschreiben die Geschichten des Hexers Geralt von Riva. Ich liebe daran den „schmutzigen“ Erzählstil. Elfen sind hier keine Baumkuschler, sondern beinharte Guerilla-Kämpfer, es gibt keine Guten sondern jede Figur hat Grauschattierungen (inkl. dem Hexer).

    Diverse Bücher von Brandon Sanderson: Weil er sich die Mühe macht und sich immer wieder neue „Arten“ von Magie ausdenkt. Der klassische Feuerball-Magier ist hier normalerweise nicht vorhanden.

    Die Harry Potter Bücher mochte ich auch gerne und hab sie hier in einer schicken englischen Hardcover-Variante stehen. Das Auge liest bekanntlich mit 😉

    Die Kushiel-Serie von Jaqueline Carey (auch wenn ich die anderen Bücher der Autorin nicht mag): Die Geschichte und den Aufstieg einer Kurtisane der etwas anderen Art. Nichts was man den Eltern zum Lesen gibt, aber ich mag es.

    Die Darth Bane-Serie von Drew Karpyshyn: Eine Trilogie aus dem Star Wars-Universum die mal nur aus der Sicht der Bösen erzählt ist.

    Lange Zeit las ich auch die „Honor Harrington“-Serie: klassisches Science Fiction, mit einer ewig perfekten Heldin, aber dennoch unterhaltsam zu lesen; die neuen Bücher davon mag ich aber nicht mehr

    Comics/Comic Novels lese ich auch sehr gerne. Die Klassiker sind da sicher „Maus“, „Waltz witz Bashir“, etc. „Habibi“ habe ich gerade neu gekauft, hatte aber noch keine Zeit reinzuschauen.

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    • Michael Jendryschik
      Michael Jendryschik sagte:

      Ich habe in den letzten Monaten viele CDs und DVDs bei Momox verkauft. Mein Bücherregal könnte ich auch mal in Angriff nehmen. Da stehen so viele ungelesene Bücher — mal schauen, wer am meisten dafür bietet.

      »Rad der Zeit« klingt interessant. Ich bin kein Freund von Taschenbüchern, daher scheint mir diese Reihe prädestiniert dafür zu sein, sie Band für Band auf dem Kindle zu lesen, den ich mir mittelfristig anschaffen möchte. Danke für den Tipp!

      Von Brandon Sanderson lese ich gerade »Der Weg der Könige«, aber ich weiß nicht, ich bin auch nach 150 Seiten noch nicht gefesselt. Im Vergleich zu Rothfuss‘ Schreibstil scheint Sanderson nicht mithalten zu können. Seine Figuren werden mir nicht sympathisch, seine Welt erschließt sich mir nicht, macht nicht neugierig. Ich habe noch nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlen wird, wenn ich das Buch jetzt einfach weglege.

      Mein Bruder hat fast alle Star-Wars-Bücher, die es auf Deutsch gibt, und mir vor Jahren die Thrawn-Trilogie von Timothy Zahn empfohlen, die ich mittlerweile drei Mal gelesen habe. »Erben des Imperiums«, »Die dunkle Seite der Macht« und »Das letzte Kommando« kann ich jedem Science-Fiction- Star-Wars-Fan uneingeschränkt empfehlen!

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  3. Nina
    Nina sagte:

    Klar, die erste Thrawn-Trilogie ist ein Klassiker der Star Wars-Szene. Es gab später dann auch noch eine Nachfolger-Trilogie die einige lose Enden der ersten Trilogie aufgefangen hat. Die Bücher konnte man auch lesen, aber imho kamen sie an die Qualität der ersten Bücher nicht mehr ran.

    Bei Sanderson gefiel mir die Mistborn-Serie (Kinder des Nebels) am besten. Gegen Rothfuss kommt er aber nicht an, da stimme ich dir sofort zu. Nur hat dieser leider noch nicht allzu viel geschrieben, so dass man auch nach links und rechts zu anderen Autoren schielen muss 😉

    „Das Lied der Dunkelheit“ von Peter V. Brett mochte ich auch noch (fällt mir gerade ein wenn ich mir das Cover vom Rothfuss-Buch ansehe). Es war leider ein bisschen vorhersehbar, aber mir gefiel auch hier wieder der Ansatz der etwas anderen magischen Welt.

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    • Michael Jendryschik
      Michael Jendryschik sagte:

      Stimmt, jetzt wo du’s sagst, die Nachfolger-Trilogie habe ich auch gelesen, kann mich aber kaum noch daran erinnern, weil ich sie auch eher schwach fand.

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  4. Fabienne Wagener
    Fabienne Wagener sagte:

    Hi Michael,
    Ich hatte noch vergessen dir die Bartimäus Reihen von Jonathon Stroud zu empfehlen. Lohnt sich!
    Fabienne

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    • Michael Jendryschik
      Michael Jendryschik sagte:

      Den ersten Bartimäus-Band habe ich mal angefangen, allerdings nach ca. 100 Seiten wieder zur Seite gelegt. Bartimäus fand ich ziemlich cool, den Teil der Geschichte, bei der der Junge im Mittelpunkt stand, hingegen ziemlich langweilig. Vielleicht gebe ich der Reihe nochmal eine Chance.

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  5. Stefan
    Stefan sagte:

    Hallo Michael,
    nach deinem vorgestellten Spektrum an Sach-Büchern (vorallem auch den Brian Green) möchte ich Dir „Chaos und Anti-Chaos“ von Jack Cohen und Ian Stewart empfehlen; Ich habe das Buch mittlerweile 3 oder 4 Mal gelesen, und entdecke immer wieder neue und interessante Passagen; (die beiden Autoren haben übrigens auch zusammen mit Terry Pratchett 3 Bücher geschrieben, Ian Stewart ist auch für seine unterhaltsamen Mathematik-Bücher bekannt).
    Falls Du vor englischen Sachbüchern nicht zurück schreckst: Carl Zimmer „Evolution-The Triumph of an idea“ – mit das Beste was ich zu und über dieses Thema seit langem gelesen habe; natürlich auch dieWerke von R Dawkins,allerdings eher die früheren Sachen, die neueren Bücher sind teilweise schon recht polemisch in der Formulierung;
    Und ganz neben her, lies mal Darwin, die „Entstehung der Arten“( Wenns geht auf Englisch und nur die Erste Auflage) – Das rentiert sich wirklich !

    Die Sachbücher, die mich in den letzten Monaten wirklich „gefetzt“ haben waren: Guy Deutscher „Im Spiegel der Sprache“, Raoul Schrott:“Gehirn und Gedicht“ und natürlich Alberto Manguel „Eine Geschichte des Lesens“; zu letztem Titel passt sowohl inhaltlich als auch thematisch Stanislas Dehaene „Lesen“;

    mfg
    Stefan

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