Kurzer Blick auf HTML+RDFa

RDFa wurde im Kontext von XHTML 2.0 entwickelt, einem W3C-Arbeitsentwurf, der den Recommendation-Prozess voraussichtlich nicht bis zum Ende durchlaufen wird. Der Gebrauch der XHTML-2.0-Attribute @about, @datatype, @property, @resource und @typeof ist der Grund dafür, weshalb Webautoren RDFa nicht einfach in bestehenden HTML- und XHTML-Dokumenten einsetzen können, jedenfalls nicht, wenn sie Wert auf die Gültigkeit ihrer Dokumente legen.

Mittlerweile gibt es die W3C-Empfehlung RDFa in XHTML: Syntax and Processing (mit dem Untertitel: A collection of attributes and processing rules for extending XHTML to support RDF) und mit dem neuen Dokumenttyp XHTML+RDFa die Möglichkeit, RDFa formal korrekt zumindest in XHTML-Dokumente einzubetten.

Voraussetzung für dessen Einsatz ist die Angabe der entsprechenden Dokumenttyp-Deklaration. Zusätzlich müssen Webautoren dem html-Element das Attribut xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" und sollten das Attribut version="XHTML+RDFa 1.0" angeben.

Dokumente, die diesen Vorgaben entsprechen, beginnen somit wie folgt:

<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML+RDFa 1.0//EN"
 "http://www.w3.org/MarkUp/DTD/xhtml-rdfa-1.dtd"> 

<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"
 version="XHTML+RDFa 1.0">

Für HTML-Dokumente gibt es derzeit keinen vergleichbaren Standard, auch nicht für das in Entwicklung befindliche HTML5. Dennoch zieht RDFa im Web seine Kreise mittlerweile auch außerhalb der XML-Welt und sorgt dafür, dass mehr und mehr HTML-Dokumente zwar semantisch reichhaltiger werden, aber nicht mehr veröffentlichten formalen Grammatiken genügen.

Mit HTML+RDFa arbeitet das W3C derzeit an einem neuen Standard, der beschreibt, wie RDFa in HTML eingebettet werden soll. Der erste Arbeitsentwurf ist vom 15. Oktober. Er ist sehr kurz gehalten und definiert Regeln und Richtlinien, um die Empfehlung »RDFa in XHTML« für den Einsatz von RDFa in HTML-Dokumenten anzupassen, sowohl für HTML5 in beiden Serialisierungen (HTML- und XML-Serialisierung) wie auch »herkömmliches« HTML 4.

Der Entwurf beschreibt Mechanismen, wie Webautoren sicherstellen können, dass RDFa in ihren HTML-Dokumenten funktioniert. Allerdings werden HTML4-Dokumente dadurch natürlich nicht automatisch gültig. Die oben angesprochenen XHTML-2.0-Attribute sind in HTML nicht erlaubt, in keiner Version, auch nicht in HTML5. Abschnitt 5 den Entwurfs (Extensions to the HTML5 Syntax) nimmt darauf Bezug und beschreibt Änderungen, die am HTML5-Arbeitsentwurf vorgenommen werden müssen, damit HTML5 RDFa auch formal unterstützt. Dazu gehören die erwähnten Attribute und deren Werte – unter Beachtung von Namensraumdeklarationen und CURIEs. Folgendes Beispiel zeigt, was damit gemeint ist.

<span
  xmlns:dc="http://purl.org/dc/elements/1.1/"
  about="urn:isbn:3-8273-2739-3"
  property="dc:title"
>Einführung in XHTML, CSS und Webdesign</span>

Das span-Element importiert das Dublin-Core-Vokabular mittels @xmlns:dc-Attribut und weist dem URI http://purl.org/dc/elements/1.1/ den Namensraum-Präfix dc zu. @dc:title ist nun die Kurzschreibweise für http://purl.org/dc/elements/1.1/title. Dieses Konzept wird CURIE genannt (Kurzform von Compact URI).

Namensraumdeklarationen sind ein wichtiges Konzept von XML, in HTML jedoch unbekannt. Auch die HTML-Serialisierung von HTML5 kennt Namensraumdeklarationen nur in den sogenannten »foreign elements« aus dem MathML- und SVG-Namensraum, die in HTML5 eingebettet werden können. Damit RDFa in HTML-Dokumente integriert werden kann, muss HTML5 Namensraumdeklarationen auch in der HTML-Serialisierung erlauben. Daher ist es wichtig, dass alle Attribute, die mit xmlns: beginnen, nicht wie gewöhnliche Attribute behandelt werden; derzeit jedoch wirft der W3C-Validator bei der Überprüfung den Beispiels noch Fehler (»Attribute xmlns:dc not allowed here«).

Es ist fraglich, ob die HTML5-Entwickler um Ian Hickson den Wünschen der »HTML+RDFa«-Autoren nachkommen werden, schließlich versuchen Manu Sporny und die RDFa Task Force schon länger, Hickson RDFa schmackhaft zu machen. Dessen Antwort finden wir in Abschnitt 5 des RDFa-Entwurfs: Microdata.

Heute bezweifelt niemand mehr, dass HTML5 die »Lingua Franca« der Zukunft sein wird. Wie genau diese Sprache einmal klingen wird, steht jedoch noch nicht fest. Die Arbeit an HTML5 ist in vollem Gange und fast täglich gibt es neue Anmerkungen und Entwürfe. Vielleicht findet RDFa noch Eingang in HTML5, falls nicht, wird es wohl bald keine Rolle mehr spielen, denn was sollen wir mit einem Standard, den wir nicht einsetzen können?

Michael Jendryschik
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